Casa del Tè
Ein Schweizer Teegarten auf dem geschichtsträchtigen Monte Verità
Ein Schweizer Teegarten auf dem geschichtsträchtigen Monte Verità
Wo sich einst Künstler und Philosophen aus aller Welt trafen, prägen heute über 1000 Teepflanzen das Landschaftsbild. Auf dem geschichtsträchtigen Monte Verità oberhalb von Ascona steht die «Casa del Tè». Darum herum gedeiht die einzige Teeplantage in der Schweiz und eine der ersten in Westeuropa. Geführt wird der Betrieb von Katrin Lange und dem Ehepaar Corinne und Tobias Denzler. «Ich beschäftige mich schon mein ganzes Leben lang mit Tee», erzählt Katrin Lange, Geschäftsführerin und Gründerin von «Länggass-Tee» in Bern. 2016 erhielt sie das Angebot, auf dem Monte Verità das Teehaus mit eigenem Teegarten zu pachten. «Ich musste keine Sekunde überlegen. Das war die einmalige Gelegenheit, nebst dem eigenen Teeladen auch Tee anzubauen». Für den Aufbau und den Betrieb holte Katrin das Ehepaar Corinne und Tobias Denzler ins Boot. Corinne, gelernte Pflegefachfrau, und Tobias, ausgebildeter Tierarzt, waren zuvor in der Entwicklungshilfe tätig. «Wir waren aus beruflichen Gründen oft in Asien unterwegs, deshalb wussten wir schon einiges über Grün- und Schwarztee. Aber wie man Tee anbaut und verarbeitet, das war für uns Neuland», erzählen die beiden.
In der «Casa del Tè» kann man heute den gesamten Teekreislauf erleben: von der Ernte über die Verarbeitung bis zum Teegenuss. Basis aller Teesorten ist immer dieselbe Pflanze, die «Camellia Sinensis». Aus ihr lassen sich mittels sechs verschiedener Verarbeitungsmethoden unterschiedlichste Teesorten herstellen, wie zum Beispiel Grün-, Schwarz- oder weisser Tee. «Wenn man die frisch geernteten Blätter nur mit heissem Wasser übergiesst, ergibt das keinen Geschmack», erklärt Katrin, «es braucht eine gezielte Verarbeitung, damit daraus Tee entsteht. Man kann das mit der Herstellung von Wein vergleichen.» Die Nachfrage nach den im Tessin hergestellten Tees ist sehr gross. «Die Ernte aus dem eigenen Teegarten reicht längst nicht aus, um die Nachfrage abzudecken», sagt Corinne Denzler.
Jury-Mitglied Peter Niederer
Als nächstes wollen die Betreiber der «Casa del Tè» deshalb die Teeproduktion mit zusätzlichen Anbauflächen erhöhen. «Das Klima rund um den Lago Maggiore eignet sich ideal für den Anbau von Tee», sagt Tobias Denzler, «gemeinsam mit den lokalen Bauern möchten wir einen einheimischen, biologischen Tee herstellen, der den einmaligen Tessiner Charakter trägt.» Der Bürgermeister von Ascona, Luca Pissoglio, ist von den Plänen begeistert: «Das Tessin ist europaweit bereits bekannt für den Reisanbau. Mit Tee hätten wir ein zusätzliches Produkt, das unsere Seitentäler landwirtschaftlich wiederbeleben könnte.» Der erste Schritt dafür wurde bereits gemacht: Auf dem Land von «Terreni alla Maggia» im Maggiadelta bei Locarno stehen heute neben Weinreben und Maispflanzen rund 500 weitere Teepflanzen – von der gleichen Sorte wie auf dem Monte Verità. Für den Direktor der «Terreni alla Maggia», Fabio del Pietro, ist das eine grosse Chance: «Die Zusammenarbeit mit dem ‹Casa del Tè› ergibt auch neue landwirtschaftliche Produkte. Zum Beispiel haben wir zusammen einen Digestiv aus Grüntee entwickelt, welcher von unseren Kunden sehr geschätzt wird.»