Reitstall und Saloon San Jon

1993 startete der innovative Landwirt Men Juon das Projekt eines Reit- und Fahrstalls, um den 1450 m ü. M. gelegenen Bergbetrieb zu diversifizieren. Unterdessen hat sich der „Reitstall und Saloon San Jon“ zum neuen Betriebsmodell und zu einem bedeutenden agrotouristischen Anbieter der Region entwickelt.

Auf dem Bio-Hof leben rund 65 Pferde. Angeboten werden Reiten (z. B. Reitlager für Kinder und Jugendliche, Mehrtages-Trekkings), Reitausbildung, Kutschen- und Schlittenfahrten in der einzigartigen Bergwelt und Naturlandschaft des Unterengadins, ergänzt mit Events, Streichelzoo, Spielplatz, ca. 35 Gästebetten und einem Restaurant (Western Saloon). Heute ist der Betrieb San Jon mit zehn Voll- und zehn Teilzeitangestellten ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. „Ich bin erst relativ spät aufs Pferd gekommen“, berichtet der 50-jährige ausgebildete Landwirt Men Juon. Als sein Vater sich nach der Pensionierung als Metzger ein Pferd anschaffte, war das ein Schlüsselerlebnis: „Ich war immerhin schon 28-jährig, war aber bis zu diesem Tag noch nie in Berührung mit Pferden gekommen“, erinnert sich Men Juon. „Doch durch diesen Kontakt wurde mir klar, dass ich in Zukunft etwas mit Pferden machen wollte.“ Schrittweise entwickelte er auf seinem Mutterkuhbetrieb ein zusätzliches Standbein mit Pferdeangeboten, zuerst im kleinen Rahmen mit Kutschenfahrten und begleitetem Reiten. Im ersten Sommer hielt er mietweise ein halbes Duzend Pferde und knüpfte Kontakte mit dem Tourismusverband, mit Hoteliers und Veranstaltern im Unterengadin. Seit diesen Anfängen vor 18 Jahren ist Einiges geschehen, unterdessen herrscht reger Betrieb auf dem Reithof San Jon bei Scuol im Unterengadin.

Das Projekt in Kürze

  • Nominiert 2011
  • Reitstall und Saloon
  • 15 Vollzeitstellen
  • Scuol/GR

Das Bedürfnis der Gäste nach einem Naturerlebnis erkannt

Bei der Umsetzung seines touristisch ausgerichteten Angebots konnte Men Juon auf seine Diplomarbeit zurückgreifen, die er während eines Handels-, Tourismus- und Verwaltungskurses an der landwirtschaftlichen Ausbildungsstätte Plantahof selbst verfasst hatte. Thema der Arbeit: „Betriebszweig Pferde“. Offenbar traf er damit den Nerv der Zeit. „Ich merkte, dass die Leute in der heutigen, hektischen Zeit zunehmend die Natur suchen. Sich mit einem Pferd in einer eindrücklichen Landschaft wie dem Unterengadin bewegen zu können, ist ein ganz intensives Erlebnis.“ So gab es über die Jahre hinweg auf Juons Hof immer mehr Pferde und immer weniger Kühe. Heute ist der Betrieb ganz auf die Pferdehaltung ausgerichtet. Die Möglichkeiten, die heute Pferdeliebhabern unter dem Motto „Es muss nicht immer Canada sein“ mit dem Reitstall und Saloon San Jon geboten werden sind vielfältig: Reitlager für Schulkinder, Mehrtages-Trekkings, Reitausbildung, Kutschen- und Schlittenfahrten oder sogar Ferien mit dem eigenen Pferd. Auf dem Hof, den Men Juon mit seiner Partnerin Brigitte Prohaska führt, kann übernachtet werden, im Restaurant gibt es regionale Küche. Rund 65 Pferde, wovon 45 eigene, leben diesen Sommer auf dem Hof San Jon.

Wichtige Arbeitsplätze im Unterengadin

„Man muss Pferde und Menschen gleichsam gern haben“, sagt Men Juon auf die Frage nach Erfolgsfaktoren seines Projekts, das bereits mit dem Innovationspreis für Landwirtschaft und Tourismus des Kantons Graubünden ausgezeichnet worden ist. „Der Gast soll zufrieden heimgehen können“, erklärt Juon. „Das gelingt aber nur, wenn man gut zu ihm schaut – und zu den Pferden.“ Wichtig ist Men Juon auch ein partnerschaftliches Verhältnis zu den weiteren Interessengruppen, die sich die Bergwelt teilen, wie Bergbauern, Wanderer, Jäger oder Älpler. Aus dem einstigen Mutterkuhbetrieb ist ein wichtiger Arbeitgeber im Unterengadin geworden: Zehn Vollzeit- und zehn Teilzeitstellen konnten geschaffen werden. Men Juon will den Betrieb aber weiter optimieren, um das Gästeerlebnis noch zu verbessern. „Wir bräuchten ein paar Zimmer mehr und wohl ein paar Pferde weniger“, sinniert er. Und er lässt sich dabei weiterhin von seiner Überzeugung leiten, die er so erklärt: „In der Landwirtschaft ist es wichtig, einen Betriebszweig zu suchen, der einen Platz hat im Markt und hinter dem man 100-prozentig stehen kann. Man muss sich hineinknien und Herzblut vergiessen können für eine Sache.“

Bilder: zvg

Erschienen im Juli 2011

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