Jugendhilfe-Netzwerk Emmental Entlebuch

Seit 1998 platziert das Jugendhilfe-Netzwerk Emmental Entlebuch Kinder und Jugendliche aus städtischen Gebieten mit besonderen Entwicklungs- und Bildungsbedürfnissen bei qualifizierten Bauernfamilien.

Die Pflegekinder besuchen die eigens betriebene Tagesschule oder die öffentliche Schule. Bis heute wurden mit dem Projekt rund 75 Voll- und Teilzeitarbeitsplätze geschaffen; dazu gehören die 30 Betreuungsfamilien, die mit den auf dem Hof und in der Familie vorhandenen Ressourcen einen qualifizierten und wirtschaftlich bedeutenden Nebenerwerb erzielen können. Das Platzierungsmodell setzt auf die Stärken des ländlichen Raums und schafft Arbeitsplätze in einer strukturschwachen Region. Es gibt Kinder und Jugendliche, die sich nichts mehr wünschen als ein normales Leben in einer intakten Familie. Bei Emmentaler und Entlebucher Bauern finden sie dies. Das Jugendhilfe-Netzwerk Emmental Entlebuch bringt seit 13 Jahren jungen Menschen aus problembelastetem Umfeld bei ausgewählten Bauernfamilien in der Umgebung unter. Die meist aus städtischen Gegenden stammenden Pflegekinder finden hier, was ihnen bisher vergönnt blieb: aufgehoben zu sein in einem gesunden Umfeld und einem schützenden „Daheim“. Die Kinder und Jugendlichen erhalten so neuen Halt und eine Perspektive für ihr Leben. „Die Abgeschiedenheit, stabile Familienverhältnisse, der geregelte Tagesablauf auf dem Bauernhof und das Leben mit Tieren sind eine wertvolle Ressource in den Bergen“, sagt Gesamtleiter Urs Kaltenrieder. Diese Ressource nutzt die Stiftung im Emmental sehr erfolgreich.

Das Projekt in Kürze

Über 100 junge Menschen bekamen bisher schon ein temporäres Zuhause in der malerischen, aber steilen Bergwelt des Emmentals. Etwa bei der Bergbauernfamilie Bigler. Sie ist seit der Geburtsstunde des Jugendhilfe-Netzwerks mit dabei. Vater Toni Bigler erzählt, wie es dazu gekommen ist: „Wir waren auf der Suche nach einem zweiten Standbein, weil unser Betrieb zu wenig abwarf. Gleichzeitig fühlten wir uns bereit und hatten genug Platz um Kinder aufzunehmen.“ Biglers, die drei eigene Kinder haben, wurden als Partnerfamilie ausgewählt und für ihre anspruchsvolle Aufgabe geschult. Die Herausforderungen waren in den vergangenen 13 Jahren für alle Familienmitglieder gross. „Es braucht Zeit, Geduld und Ausdauer“, sagt Bigler. Bereut hat er sein Engagement aber nie: „Es ist ein wunderschöner Moment für uns, wenn ein Pflegekind nach einer gewissen Zeit, die es bei uns gewesen ist, wieder seinen Weg findet.“

Seit den Anfangstagen ist das Jugendhilfe-Netzwerk stetig gewachsen. Inzwischen arbeitet die Stiftung mit über dreissig Partnerfamilien zusammen. Seit knapp zwei Jahren besitzt die Stiftung in Eggiwil einen schlichten, aber modernen roten Holzpavillon, in dem nebst einigen Büroräumen die eigene Tagesschule untergebracht ist. Diese allein bietet zehn Voll- und Teilzeitstellen – höchst willkommen in einer abgelegenen Bergregion, wo Stellen in Industrie und Gewerbe Mangelware sind.

Bilder: Jugendhilfe-Netzwerk Emmental Entlebuch

Erschienen im Juli 2011