Hier spielt die Zukunft der Surselva. Mit ihren drei Standorten in Ilanz, Laax und Flims leistet die Kinderkrippe Canorta Igniv einen wichtigen Beitrag zur Standortattraktivität.

Kinderkrippe «Canorta Igniv»

Ein pädagogisches Pionierprojekt in der Surselva

Was mit einem bescheidenen Krippenangebot begann, wandelte sich in den letzten zehn Jahren zu einer pädagogischen und wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte. Der Verein «Canorta Igniv», auf Deutsch «Kinderkrippe Vogelnest», betreibt heute drei Kinderkrippen in der bündnerischen Surselva und beschäftigt insgesamt 26 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Region.

Das Projekt in Kürze

  • Kinderkrippe mit drei Standorten in Ilanz, Laax und Flims
  • 26 Arbeitsplätze, insgesamt 21.1 Vollzeitstellen
  • Ilanz/GR

Am Rande von Ilanz, in einem ehemaligen Schützenhaus, steht sie: die erste Kinderkrippe der Surselva. Ausgerüstet mit allem, was das Kinderherz begehrt: eine Bastelecke, ein Spielzimmer, ein Musikraum, viele Spieltürme und einem Waldgarten. Gegründet wurde die Krippe vor zehn Jahren unter dem Namen «Kinderkrippe Mäuseburg» und trägt seit 2019 den romanischen Namen «Canorta Igniv» - auf Deutsch «Kinderkrippe Vogelnest». Damals war es ein Pionierprojekt, erinnert sich Vereinspräsident Gion Lechmann: «Eine Kinderkrippe in den Bergtälern war zur damaligen Zeit eher eine Seltenheit. Wir wussten nicht so recht, was auf uns zukommt». Mit viel Herzblut, Engagement und der nötigen Geduld gelang es Gion Lechmann und seinem Team, ein Angebot zu schaffen, welches bei der einheimischen Bevölkerung grosses Interesse weckte. «Wir haben mit 30 Kindern in Ilanz angefangen. Heute betreuen wir an den drei Standorten in Ilanz, Laax und Flims 134 Kinder aus 113 Familien und beschäftigen 26 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter».

Durch familienergänzende Strukturen der Abwanderung entgegenwirken

Die Surselva kämpft, wie viele andere Berggebiete auch, gegen die Abwanderung und für den Erhalt von

Arbeitsplätzen. Mit dem Angebot der «Canorta Igniv» haben Eltern in der Region nun eine Möglichkeit, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. «Das ist für die regionale Wirtschaftsentwicklung von grosser Bedeutung», sagt die Ilanzer Gemeindevorsteherin Alice Bertogg-Darms, die für Bildung und Soziales zuständig ist: «Die ‘Canorta Igniv’ trägt wesentlich dazu bei, dass Familien in der Surselva bleiben. So können beide Eltern berufstätig sein und geben der regionalen Wirtschaft einen wichtigen Aufschwung». Doch nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht möchte die «Canorta Igniv» zur regionalen Entwicklung beitragen, auch die sprachliche Integration ist für sie ein wichtiges Kriterium: «Die Standorte Ilanz und Laax führen wir in zwei Sprachen, Romanisch und Deutsch», sagt Krippenleiterin Wieke van Vliet und fügt an, «der Erhalt der romanischen Sprache ist in der Region sehr wichtig».


  • «Ich war sprachlos, als ich festgestellt habe, dass die ‹Canorta Igniv› 134 Kinder betreut und 26 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat. Mit einer Kinderkrippe in einer Randregion wirtschaftlich erfolgreich zu sein und gleichzeitig ein so tolles Betreuungsangebot für die Kinder zu bieten, das ist schlicht einzigartig.»

    Jury-Mitglied Gabriela Manser

Mit Ausdauer zur Vorzeigekrippe

Heute ist die «Canorta Igniv» mit ihren drei Standorten nicht mehr wegzudenken. Mit grossem Engagement des Vereinsvorstands und einem motivierten Team ist sie 2019 mit dem nationalen Frühförderungspreis der Pestalozzi Stiftung Schweiz ausgezeichnet worden und gehört in der Zwischenzeit zu den «Vorzeigekrippen» im Kanton Graubünden: «Wir haben oft Besuch von anderen Krippenverantwortlichen, die sich über unsere Organisation und unser pädagogisches Konzept informieren möchten», freut sich Gion Lechmann. Was die Zukunft der «Canorta Igniv» betrifft, da fehlt es nicht an Ideen. «Wir überlegen laufend, was wir noch besser machen könnten». Hierzu gehört nebst personellen Weiterbildungen und Netzwerkpflege mit anderen pädagogischen Einrichtungen auch die Suche nach qualifiziertem Personal, um den Familien, dabei natürlich vor allem den Kindern, gerecht zu werden. Demnächst möchte der Verein auch Krippenplätze am Wochenende anbieten: «Wir leben in einer Tourismusregion, hier arbeiten viele Eltern in verschiedenen Berufen auch am Wochenende. Daher ist es wichtig, die Kinderbetreuung auch an diesen beiden Tagen gewährleisten zu können.»

Text: Lukas Ziegler
Bilder: Max Hugelshofer
Video: Daniel Farrèr

Erschienen im Juli 2022