Kinderkrippe «Canorta Igniv»
Ein pädagogisches Pionierprojekt in der Surselva
Ein pädagogisches Pionierprojekt in der Surselva
Am Rande von Ilanz, in einem ehemaligen Schützenhaus, steht
sie: die erste Kinderkrippe der Surselva. Ausgerüstet mit allem, was das
Kinderherz begehrt: eine Bastelecke, ein Spielzimmer, ein Musikraum, viele Spieltürme
und einem Waldgarten. Gegründet wurde die Krippe vor zehn Jahren unter dem
Namen «Kinderkrippe Mäuseburg» und trägt seit 2019 den romanischen Namen
«Canorta Igniv» - auf Deutsch «Kinderkrippe Vogelnest». Damals war es ein
Pionierprojekt, erinnert sich Vereinspräsident Gion Lechmann: «Eine
Kinderkrippe in den Bergtälern war zur damaligen Zeit eher eine Seltenheit. Wir
wussten nicht so recht, was auf uns zukommt». Mit viel Herzblut, Engagement und
der nötigen Geduld gelang es Gion Lechmann und seinem Team, ein Angebot zu
schaffen, welches bei der einheimischen Bevölkerung grosses Interesse weckte.
«Wir haben mit 30 Kindern in Ilanz angefangen. Heute betreuen wir an den drei
Standorten in Ilanz, Laax und Flims 134 Kinder aus 113 Familien und
beschäftigen 26 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter».
Die Surselva kämpft, wie viele andere Berggebiete auch, gegen die Abwanderung und für den Erhalt von
Arbeitsplätzen. Mit dem Angebot der «Canorta Igniv» haben Eltern in der Region nun eine Möglichkeit, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. «Das ist für die regionale Wirtschaftsentwicklung von grosser Bedeutung», sagt die Ilanzer Gemeindevorsteherin Alice Bertogg-Darms, die für Bildung und Soziales zuständig ist: «Die ‘Canorta Igniv’ trägt wesentlich dazu bei, dass Familien in der Surselva bleiben. So können beide Eltern berufstätig sein und geben der regionalen Wirtschaft einen wichtigen Aufschwung». Doch nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht möchte die «Canorta Igniv» zur regionalen Entwicklung beitragen, auch die sprachliche Integration ist für sie ein wichtiges Kriterium: «Die Standorte Ilanz und Laax führen wir in zwei Sprachen, Romanisch und Deutsch», sagt Krippenleiterin Wieke van Vliet und fügt an, «der Erhalt der romanischen Sprache ist in der Region sehr wichtig».
Jury-Mitglied Gabriela Manser
Heute ist die «Canorta Igniv» mit ihren drei Standorten nicht mehr wegzudenken. Mit grossem Engagement des Vereinsvorstands und einem motivierten Team ist sie 2019 mit dem nationalen Frühförderungspreis der Pestalozzi Stiftung Schweiz ausgezeichnet worden und gehört in der Zwischenzeit zu den «Vorzeigekrippen» im Kanton Graubünden: «Wir haben oft Besuch von anderen Krippenverantwortlichen, die sich über unsere Organisation und unser pädagogisches Konzept informieren möchten», freut sich Gion Lechmann. Was die Zukunft der «Canorta Igniv» betrifft, da fehlt es nicht an Ideen. «Wir überlegen laufend, was wir noch besser machen könnten». Hierzu gehört nebst personellen Weiterbildungen und Netzwerkpflege mit anderen pädagogischen Einrichtungen auch die Suche nach qualifiziertem Personal, um den Familien, dabei natürlich vor allem den Kindern, gerecht zu werden. Demnächst möchte der Verein auch Krippenplätze am Wochenende anbieten: «Wir leben in einer Tourismusregion, hier arbeiten viele Eltern in verschiedenen Berufen auch am Wochenende. Daher ist es wichtig, die Kinderbetreuung auch an diesen beiden Tagen gewährleisten zu können.»