Marchio KV + in Dongio

Marchio KV+

Der ehemalige sibirische Spitzenlangläufer Tauf Khamitov führt gemeinsam mit seiner Frau Valentina Vanzetti in Dongio im Tessiner Bleniotal die Firma KV+. Jährlich produzieren sie rund 40 000 Paar Langlaufskistöcke, Nordic Walking- und Trekking-Stöcke, die sie vor allem ins Ausland verkaufen. KV+-Stöcke gehören zur weltweiten Top-Liga.

Von Biasca an der Gotthardautobahn erstreckt sich gegen Norden hin das Bleniotal bis hoch zum Lukmanierpass. Im hinteren Bleniotal befindet sich Campra, ein weitherum bekanntes Eldorado für Langläufer. Hier wurde bereits 1934 ein Langlaufclub gegründet und seit mehr als 30 Jahren ist Campra ein Langlaufzentrum, wo regelmässig internationale Wettkämpfe stattfinden. Im Winter 1992 reiste der sibirische Spitzenlangläufer Tauf Khamitov erstmals nach Campra, um an einem internationalen Wettkampf zu laufen. Ein Jahr später kam er wieder ins Tessin und blieb gleich ein paar Tage länger, um zu trainieren. Dabei lernte er Valentina Vanzetti aus Torre im Bleniotal kennen. Sie wurden ein Paar, dessen Beziehung gleich auf eine harte Probe gestellt wurde: Ohne Aufenthaltsbewilligung konnte Tauf nie länger als drei Monate am Stück bleiben. Das änderte sich erst, als er 1995 eine Teilzeitstelle als Jugendtrainer des Tessiner Langlaufverbands bekam. 1996 schliesslich heirateten Valentina und Tauf, eine Tochter kam zur Welt. Zwei Jahre später gab Tauf seine sportliche Karriere auf. „Ich wollte etwas Eigenes machen“, sagt er. Er öffnete in Campra einen Langlaufladen. Die Qualität der Produkte lag ihm besonders am Herzen. So ganz zufrieden mit den Stöcken war er nie, weshalb er begann, an der Entwicklung eigener Langlaufstöcke zu tüfteln. Die ersten Stöcke seiner Firma KV+ (sprich „kappa vi piu“) gelangten im Jahr 2000 in den Verkauf.

Das Projekt in Kürze

  • Nominiert 2015
  • Produktion von Langlaufequipment
  • 8 Mitarbeitende
  • Dongio/TI

Vom Profi für Profis

Ein KV+-Langlaufstock ist eine Hightech-Konstruktion, die aus vier Hauptelementen besteht: Griff, Handschlaufe, Stock und Teller. Die Handschlaufe kann man mit einem Clip-in-System vom anatomisch geformten Griff trennen. Der Stock selbst wird gegen unten schmäler und ist aus Carbon gefertigt. Ein Langlaufstock muss leicht sein, aber auch möglichst fest. Die Kräfte, die ein Spitzenathlet „auf den Stock bringt“, sind gross. Der Teller am Ende des Stocks schliesslich ist so ausgeklügelt, dass kein Schnee drin bleibt, der den Läufer beim Vorwärtskommen behindert. Die Profis sind überzeugt: Der norwegische Eliteläufer Martin Johnsrud Sundby beispielsweise – er gewann bereits 18 Weltcuprennen und 2-mal den Gesamtweltcup – verlässt sich auf die KV+-Qualität. Zudem rüstet KV+ rund ein Dutzend Athleten der Schweizer Nationalmannschaft aus.

Erfolgreiches Unternehmerpaar

Seit der Firmengründung im Jahr 2000 sind Valentina und Tauf ein perfektes Team: Er ist der Tüftler, Entwickler und Verkäufer, sie kümmert sich um alles Organisatorische. Am Anfang arbeitete Valentina noch in ihrem angestammten Beruf als Lehrerin. „Vor fünf Jahren stieg ich ganz ein. Es wurde einfach zu viel“, sagt Valentina. KV+ kauft die Einzelteile bei spezialisierten Firmen im Ausland ein. In Dongio werden die Stöcke dann von Hand zusammengesetzt. „Nur so können wir die Qualität unserer Produkte sicherstellen“, sagt Valentina. „Insbesondere die Klebeverbindungen der einzelnen Teile müssen perfekt sein.“ Valentina und Tauf haben im abgelegenen Tal acht hochwillkommene Arbeitsplätze geschaffen. Mehr als 40 000 Paar Stöcke werden jährlich aus dem Bleniotal in die ganze Welt verkauft. Ausserdem erweitert KV+ das Produktesortiment kontinuierlich: Heute werden nebst den Langlaufstöcken auch Nordic Walking-Stöcke, Langlaufbekleidung und Rollerskis verkauft.

Bilder: Marchio KV+

Erschienen im Juli 2015