Ein Haus, gebaut mit dem Schlitzholz-Isolationssystem der Firma Gisler Holzbau in Ganterschwil.

Schlitzholz-Isolationssystem Gisler

Hans Gisler entwickelte in seiner Firma Gisler Holzbau in Ganterschwil im Toggenburg ein Isolationssystem aus nur einem Rohstoff – Holz.

Im Schlitzholzsystem der Gisler Holzbau dient die Masse des Holzes als Wärmespeicher, während die eingeschlossene Luft isoliert. Aus einer lokalen und nachwachsenden Ressource entsteht so ein angenehmes Wohnklima. Hans Gisler ist Zimmermann mit Leib und Seele. Er liebt das Holz und die Arbeit damit. Da Holz jedoch teuer ist, wird in der Isolationsindustrie immer mehr auf den Rohstoff verzichtet. „Weil man beim Bauen immer auf die Kosten schaut, lief es darauf heraus, dass ich ausgerechnet beim Holz sparen musste. Als Zimmermann finde ich die Arbeit mit Holz das Spannendste. Holz hat ausgezeichnete Wärmespeicherkapazitäten, und schliesslich haben wir im Toggenburg weiss Gott genügend davon“, sagt er. Hans Gisler beschloss, ein Isolationselement aus seinem Lieblingsmaterial zu entwickeln. 2006 begann er mit dem Herumtüfteln. „Ich musste Luft ins Holz bringen, denn dadurch verbessert sich der Isolationswert“, erklärt Gisler. „Ich probierte Schlitze ins Holz zu schneiden, aber am Anfang kamen nur Häcksel raus. Mit meinen Maschinen konnte ich die nötigen Arbeiten nicht ausführen.“ Eine neue Maschine musste her. Gisler ging ein finanzielles Risiko ein, aber er wurde dafür belohnt. Durch abwechselndes Einschneiden eines Brettes von links und rechts entstand ein Isolationselement aus naturbelassenem Holz.

Das Projekt in Kürze

  • Nominiert 2013
  • Holzbaufirma
  • 6 Vollzeit-, 3 Teilzeitstellen und 2 Lernende
  • Ebnat-Kappel/SG

Das Holz atmet

„Ich habe die Wärmedämmeigenschaften der Luft und die Wärmespeicherkapazität von Holz kombiniert“, sagt Gisler. „Der Baukörper kann atmen, und dadurch verbessert sich das Raum- und Wohnklima.“ Gislers Häuser erreichen betreffend Energieverbrauch vergleichbar gute Werte wie Minergie-Häuser. Anders als bei herkömmlichen Isolationssystemen reguliert bei Gisler das Holz die Feuchtigkeit und die Temperatur. Deshalb brauchen seine Holzhäuser keine separaten Lüftungsanlagen und kosten die den Kunden trotz dem teuren Rohstoff nicht mehr als ein Haus, das den Minergie-Standard erfüllt. Die Isolationsindustrie habe sich gegen die Einfachheit des Schlitzholz-Systems gewehrt. „Die Isolationen werden immer komplexer. Wenn ein Teil des Materials nicht funktioniert, versagt die ganze Isolation.“ Die Isolation mit Schlitzholz besteht wenn immer möglich nur aus einem Baustoff. Gisler verzichtet auch auf Leim, denn der schränkt die natürliche Atmungsfähigkeit des Holzes ein.

Ökologisch und aus der Region

Hans Gisler hat sein Produkt 2008 erfolgreich an der ETH Zürich und der EMPA in Dübendorf getestet. Im Jahr 2009 baute er in Winterthur das erste Haus mit seinem Isolationssystem. Seit 2010 verbaut er jährlich 1000 Kubikmeter Schlitzholz. In der Schweiz stehen mittlerweile schon zehn Einfamilienhäuser, die mit dem Schlitzholz-System gebaut wurden. Man findet die Häuser sowohl in Städten wie Schaffhausen oder Zug als auch im Berggebiet, beispielsweise in Sedrun. Das Schulgebäude der höheren Fachschule Bürgenstock, die unter anderem Schreinermeister ausbildet, wurde ebenfalls mit Gislers Holz gebaut. Die auf dem Bürgenstock ausgebildeten Fachkräfte sind somit umgeben von ihrer Materie. „Meine Kunden sind energie- und umweltbewusst denkende Menschen“, sagt Gisler. Er ist stolz auf sein Produkt. „Das Schlitzholzsystem ist ökologisch einwandfrei und kommt ohne Zusatzmittel aus. Der Rohstoff Holz ist nachhaltig und stammt ausserdem aus der Region.“ Das kommt der einheimischen Holzbranche zu Gute. Die Nachfrage nach dem Schlitzholz-System steigt, Hans Gisler beschäftigt heute fünf Vollzeitangestellte, drei Teilzeitangestellte und bildet zwei Lehrlinge aus. Der Betrieb ist gut ausgelastet. Am Anfang verwendete er die Isolation nur für Häuser, die er auch selber baute. Mittlerweile liefert er das Material auch an andere Betriebe und spannt andere Zimmereien für die Produktion ein. Ein Traum von Hans Gisler wäre ein Hotel ganz aus Holz, mit einer Isolation aus seinem Schlitzholz. „Der Rohstoff ist ja im Überfluss vorhanden“, sagt er.

Bilder: zvg

Erschienen im Juli 2013