Sennerei Andeer

Vor zehn Jahren übernahmen Martin Bienerth und Maria Meyer die verwaiste Dorfsennerei Andeer als Milchkäufer und Pächter mit dem Ziel, die Sennerei zu erhalten und zu einem zukunftsfähigen Kleinbetrieb auszubauen. Die Dorfsennerei verarbeitet heute pro Jahr 400'000 Liter silofreie Bio-Milch von fünf Landwirtschaftsbetrieben.

Mit einer konsequenten, auf Ökologie und Regionalität basierenden Qualitätsstrategie hat es die Sennerei zu höchsten Auszeichnungen an den letztjährigen Käseweltmeisterschaften in den USA gebracht. Der erfolgreiche Absatz – rund die Hälfte durch Direktvermarktung – der gefragten Andeerer Käsespezialitäten bei Gästen, in der einheimischen Gastronomie und bis nach Übersee ermöglicht wichtige Wertschöpfung in einer abgelegenen Bergregion. In der Sennerei mit kleinem Dorfladen bestehen inzwischen sechs Arbeitsplätze; zudem wird ein Lehrling ausgebildet.Touristen aus dem In- und Ausland drücken sich im Laden der Sennerei Andeer die Klinke in die Hand. Die Milch- und Käseprodukte, welche Martin Bienerth und Maria Meyer im Bündner Bergdorf herstellen sind sehr gefragt, über die Region hinaus bis nach Übersee. „Vor zehn Jahren wurden wir angefragt, ob wir die verwaiste Käserei mit Laden übernehmen wollten“, schildert Martin Bienerth die Anfänge der Erfolgsgeschichte. Die Anfrage freute das erfahrene Älpler- und Käserpaar sehr, doch musste es sich die Zusage einen Moment überlegen, da das Herz der beiden bisher für die Alpwirtschaft geschlagen hatte. „Wir haben während unserer vielen Alpsommer aber gemerkt, dass es immer weniger Kühe gibt auf den Alpen“, erinnert sich Bienerth. „Wir haben deshalb die Stelle als Milchkäufer und Pächter in der Sennerei angenommen, um so auch einen Beitrag zu leisten, damit der Alpenraum mit seinen Bauernbetrieben und Arbeitsplätzen weiterbestehen kann. Denn eine funktionierende Milchverarbeitung, die im Berggebiet selber Wertschöpfung bringt, ist entscheidend.“

Das Projekt in Kürze

Konsequent ökologisch und kundenorientiert

Natürlich packte das engagierte Käserpaar die neue Aufgabe auch an, um mit dem Kleinbetrieb wirtschaftlichen Erfolg zu haben. Martin Bienerth und seine Frau Maria Meyer verfolgten von Beginn weg eine konsequente Qualitätsstrategie. Schrittweise setzten sie das auf Bio-Milch, Ökologie und Regionalität basierende Geschäftskonzept um. Heute liefern fünf Landwirte ihre Bio-Milch in die Sennerei Andeer. Die überschaubaren Strukturen garantieren eine hohe Qualität des Rohstoffs Milch, da die Milchproduzenten und die Verarbeiter täglich miteinander im Gespräch sind. Jährlich werden in der Sennerei Andeer 400'000 Liter Bio-Milch verarbeitet, wovon 300'000 Liter zu Bergkäse, die übrige Milch zu Molkereiprodukten wie Rahm, Butter, Quark, Joghurt oder Past-Milch. Zum Erfolgsrezept der Sennerei Andeer gehört auch professionelles Marketing. „Man muss mit den eigenen Produkten nach aussen treten“, erklärt Martin Bienerth. Werde man nicht wahrgenommen, nütze auch die beste Qualität nichts. Ausdruck dieser Haltung ist das beim neuen Käsekeller eingebaute Fenster, durch das interessierte Gäste und Dorfbewohner mitverfolgen können, wie die Käsepflege vonstatten geht.

Arbeitsplätze geschaffen und Lehrlinge ausgebildet

„Wir leben von den Gästen“, erklärt Käsermeisterin Maria Meyer. Die regionale Vermarktung ist bedeutend: 43% des Umsatzes werden im eigenen Laden erzielt, weitere 23% über Hotels und Läden im Bündnerland. Der übrige Anteil entfällt auf Käsehändler im In- und Ausland. In den zehn Betriebsjahren unter der Leitung von Bienerth und Meyer stieg die Beschäftigung von 250 auf 600 Stellenprozente, seit fünf Jahren wird zudem ein Lehrling ausgebildet. Eine konstante Herausforderung besteht in den engen Platzverhältnissen und der hohen Arbeitsbelastung. „Eine Vision umzusetzen, bedeutet Knochenarbeit“, sagt Martin Bienerth. Doch Maria Meyer und er blicken zuversichtlich in die Zukunft. Konsequent wollen sie den eingeschlagenen Weg weitergehen und Optimierungen stufenweise realisieren. Und die Begeisterung ist ungebrochen. Martin Bienerth: „Wenn man feststellt, dass die Dinge, die man im Kopf durchdenkt, dann in der Praxis funktionieren und Erfolg haben, ist das einfach ein unbeschreibliches Gefühl.“

Bilder: zvg

Erschienen im Juli 2011