Getrocknete Blüten in der Erboristeria Raselli in Le Prese

Raselli Erboristeria Biologica

Reto Raselli nennt sich selbst mit einem Schmunzeln „Kräuterkönig“. In seiner Heimat, dem Puschlav, baut er seit über 30 Jahren verschiedene Bergkräuter, Gewürze und Blumen an. Aus Minze, Thymian oder Frauenmantel entstehen so diverse Teesorten und Gewürzmischungen, die in der ganzen Schweiz zu kaufen sind.

Ursprünglich hatte bei der Familie Raselli in Le Prese die Viehzucht Tradition. Und noch immer hält Reto Raselli Kühe, Schweine, Hühner und Esel auf seinem Hof. 1981 beschloss er jedoch, etwas Neues zu wagen. Er begann mit dem Anbau von Bergkräutern, denn das Valposchiavo ist durch sein Klima für den Kräuteranbau ideal geeignet. Raselli setzte konsequent auf naturnahen Anbau und hohe Qualität. Seit 1993 ist sein Hof mit dem Bio-Label „Knospe“ zertifiziert. Im ersten Jahr erntete Raselli 450 Kilo Kräuter, heute sind es stattliche 33 Tonnen. Um diese Menge herzustellen, arbeiten je nach Saison fünf bis zehn Personen auf der Erboristeria. Vieles wird maschinell erledigt, mit modernen Gerätschaften zur Aussaht und Ernte. Aber nicht alles lässt sich mechanisieren, vor allem das Unkraut muss oft von Hand gejätet werden, das ist zeit- und arbeitsintensiv. „Beim biologischen Kräuteranbau sind wir sehr vom Klima abhängig“, sagt Reto Raselli. „Wenn es beispielsweise kurz nach dem Säen stark regnet, haben wir einen enormen Aufwand in der Unkrautbekämpfung.“ Auf den 15 Hektaren von Retos Betrieb wachsen mehr als 25 verschiedene Kräuter- und Blumenarten, darunter Arnika, Orangenminze oder sogar Edelweiss. Die symbolträchtige Alpenblume verschönert die Teemischungen Rasellis.

Das Projekt in Kürze

  • Nominiert 2014
  • Kräuterproduktionsbetrieb
  • je nach Saison 5 bis 10 Angestellte
  • Le Prese/GR

Wertvolle ätherische Öle

Nach der Ernte der Pflanzen beginnt mit der Trocknung eine wichtige Phase. Dabei kann einiges schief laufen. „Die Temperatur in der Trocknungsanlage darf 40 Grad nicht überschreiten, sonst verfliegen die ätherischen Öle der Pflanzen, und dann hat man nur noch Heu“, erklärt Raselli. Nach der Trocknung werden die Blätter von den Stengeln getrennt und je nach Verwendungszweck in unterschiedliche Grössen zerkleinert. Raselli stellt losen Kräutertee und Tee in Beuteln her. Um seine Maschinen besser auszulasten, verarbeitet und verpackt er auch für Dritte. Denn seine Maschine hätte eine Kapazität von 180 Beuteln pro Minute, doppelt so viel, wie er jetzt verarbeitet. Beim Abpacken der Pyramidenbeutel in Plastiksäckli helfen einheimische Bäuerinnen und Hausfrauen.

Würzbeutel und geheime Mischungen

Der grösste Abnehmer Rasellis ist die Firma Ricola, die die Kräuter für ihre geheimen Mischungen verwendet. Coop konnte Raselli für seine selber kreierten Rezepturen gewinnen. Unter dem Label Naturaplan und Pro Montagna verkauft Coop Sorten wie Morgen-, Abend- oder Alpentee in der ganzen Schweiz. Und Raselli probiert immer wieder neue Produkte aus, wie beispielsweise essbare Blüten oder Edelweissschnaps. Die neuste Innovation ist zusammen mit Spitzenkoch Oskar Marti, auch „Chrüteroski“ genannt, entstanden. Die beiden haben sogenannte Würzbeutel entwickelt. Die Beutel werden Fleischgerichten, Gemüse und Pasta beigegeben und geben beim Kochen ihr Aroma ab. Über die Jahre ist der Betrieb von Reto Raselli stetig gewachsen. Seit einem Jahr besteht ein Gebäude, in dem sich Büro-, Verarbeitungs- und Lagerräume befinden. „Früher mussten wir unsere Mischungen nach Mailand zum Abpacken schicken“, sagt Reto Raselli. „Nun können vom Anbau bis zum Verkauf alle Schritte in Le Prese gemacht werden.“

Bilder: Raselli Erboristeria Biologica

Erschienen im Juli 2014