An schönen Hotels besteht rund um Gstaad herum kein Mangel. 20 Häuser haben sich zusammengetan, um verschiedene administrative Herausforderungen gemeinsam anzugehen.

IG Hotels Gstaad-Saanenland

20 Hotels einer Region bewegen sich gemeinsam Richtung Zukunft

Die Saaner Hotelbetriebe, die sich 2015 zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen haben, reichen vom familiären Gasthaus bis zum 5-Sterne-Betrieb. Doch allen liegen ähnliche betriebliche Prozesse zugrunde. Deren Zusammenlegung ermöglichte den Hotels einen bedeutenden Entwicklungsschritt, von dem heute die ganze Region profitiert.

Das Projekt in Kürze

  • Nominiert 2021
  • Gemeinsame logistische und administrative Prozesse
  • Eine Geschäftsführerin und die Mitarbeitenden der 20 Hotelbetriebe
  • Saanen/BE

Wer im malerischen Saanenland rund um Gstaad Ferien macht, hat die Qual der Wahl. Das Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten ist so vielfältig wie die voralpine Natur und die Kulinarik der Region. Dass auf den Tellern der Gäste immer mehr regionale Produkte landen, hat nicht zuletzt mit der Zusammenarbeit von 20 Hotels zu tun. Was jedoch alles dahinter steckt, bleibt dem Gast verborgen. Diese Geschichte begann im Jahr 2015, als mehrere Hotelièren und Hoteliers der Region ihre Köpfe zusammensteckten, um gemeinsame Lösungen für Prozesse zu finden, die sich grundsätzlich in jedem Hotel-KMU und seinen Partnerbetrieben einer Bergregion gleichen. «Wir waren überzeugt, dass wir alle effizienter und flexibler agieren könnten, wenn wir unsere Ressourcen für gewisse administrative Arbeiten und Einkäufe bündelten», sagt Christian Hoefliger, Gastgeber des Hotels Hornberg in Saanenmöser-Gstaad. Diese Arbeiten reichen vom gemeinsamen Einkauf, über die Evaluation von IT-Systemen oder Versicherungsleistungen bis hin zum branchenspezifischen Wissenstransfer. «Gerade im Bereich der Warenwirtschaft erkannten wir enormes Potenzial und suchten nach einer Plattform, die uns mit den lokalen und nationalen Lieferanten verbindet.» Für diese anspruchsvolle Koordinations- und Vermittlungsaufgabe gelang es, als mandatierte Geschäftsführerin Monika Schüpbach zu gewinnen.

Der Logistikhub als Vorzeigeprojekt

Als Beraterin mit langjähriger Erfahrung in der Hotellerie wusste Schüpbach, worauf es bei einem Digitalisierungsprojekt wie dem Logistikhub ankommt: «Um Bestell-, Lager, und Lieferprozesse aller Hotels und Lieferantinnen zu vereinheitlichen, waren unzählige Gespräche und natürlich demokratische Entscheide des Kollektivs notwendig». Wo früher jedes einzelne Hotelrestaurant seine Produkte telefonisch und mit dem Notizblock zur Hand bei den jeweiligen Lieferanten bestellt hatte, läuft heute alles über einen Webshop. An dieses System angeschlossen sind nicht nur nationale Lieferanten, sondern auch eine Vielzahl regionaler Produzentinnen, mit denen die Hotels bereits langjährige Partnerschaften pflegten. «Zu Beginn sind wir mit unserer Idee nicht nur auf offene Ohren gestossen. Mittlerweile überwiegen die Vorteile jedoch für alle involvierten Partner innen und Partner deutlich», so Schüpbach. Dank gesammelter Bestellungen und koordinierter Auslieferungen konnte die Anzahl Verteilfahrten massiv verringert werden. Für die einzelnen Lieferanten ist die IG Saanenland zu einer verlässlichen Partnerin geworden, die ein berechenbares und planbares Volumen bezieht. Dies ermöglichte beispielsweise der Buure Metzg Gstaad, mit dem «Saanenland-Kalb» ein eigenes Projekt in Zusammenarbeit mit der lokalen Landwirtschaft ins Leben zu rufen. Die IG Saanenland hat im lokalen Gewerbe einen regelrechten Wandel ausgelöst, immer mehr Betriebe liessen sich überzeugen. Der grosse Vorteil dieses Modells: Es bleibt beliebig skalierbar für weitere Betriebe – kunden- wie auch lieferantenseitig.

Text: Sarah Eicher
Bilder: Max Hugelshofer
Video: Daniel Farrèr

Erschienen im Juli 2021

  • «Das Modell der Zusammenarbeit, wie es die IG Saanenland kultiviert, ist zurzeit einzigartig in der Schweiz. Die gemeinsamen Projekte fördern den Wissenstransfer und Austausch zwischen den Hotels und stärken das Gewerbe einer ganzen Region. Ich bin überzeugt, dass sich auch andere Bergregionen davon inspirieren lassen.»

    Jury-Mitglied Roland Schegg