Der Alphornbauer Heinz Tschiemer

Bernatone Alphornbau GmbH

Im Familienbetrieb von Heinz und Marietta Tschiemer werden Alphörner aus heimischem Holz hergestellt. 2012 konnten sie den Alphornbau und die gesamte Wertschöpfung vom Flachland nach Habkern ins Berner Oberland holen.

Heinz Tschiemer ist ein Quereinsteiger, wie er selbst sagt. Den Schritt vom Produktmanager einer Firma für Stalleinrichtungen zum selbständigen Alphornmacher kam jedoch nicht von ungefähr. Sein Vater, der in vierter Generation die Sägerei in Habkern führt, lieferte seit Jahrzehnten einem Alphornbauer aus dem Unterland Holz; der Rohstoff, aus dem die Bernatone-Alphörner seit jeher geschnitzt sind. Denn es eignet sich nicht jedes Holz für den Alphornbau: Fichte muss es sein, dicht an der Waldgrenze ganz langsam und möglichst regelmässig gewachsen. Holz von dieser Qualität findet sich in Habkern auf über 1300 Metern über Meer. So klopfte der damalige Firmenbesitzer auch bei Tschiemers an, als er in Pension ging und einen Nachfolger suchte. Heinz und Marietta, Eltern von drei Knaben, wagten das Abenteuer, trugen ihr Erspartes zusammen und holten das traditionelle Handwerk nach Habkern. Warum? Heinz Tschiemer zeigt auf ein fertiges Alphorn: «Dieses hochwertige Instrument ist vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt hier in Habkern entstanden. Es hat in unserem abgelegenen Bergdorf der Reihe nach dem Förster, dem Säger, meiner Frau Marietta und mir sowie der Künstlerin, die das Enzian-Motiv als Verzierung aufgemalt hat, Arbeit gegeben. Das ist doch genial, oder?»

Das Projekt in Kürze

  • Nominiert 2016
  • Alphornwerkstatt
  • rund 60 Alphörner pro Jahr
  • Habkern/BE

Während den vergangenen vier Jahren hat sich in der Werkstatt einiges getan. Tschiemer tüftelte mit verschiedenen Holzdicken und Mensuren der Rohre, um noch genauere Alphörner herzustellen. So konnte er die Qualität seiner Hörner enorm steigern – denn Präzision ist ausschlaggebend für den Ton. Die hohe Qualität findet denn auch bei Profimusikern Anklang. Sie setzen vermehrt auf die Alphörner aus dem Berner Oberland und fördern die Reputation der Marke Bernatone. Dank dem grossen Erfolg ist er auch im Ausland sehr bekannt und exportiert heute rund 30 Prozent der traditionellen Instrumente.

Das ganze Dorf und die Region profitieren vom Alphornbau. Auch der Tourismus. Heinz und Marietta bieten Werkstattführungen für Schulklassen und Erwachsene sowie mehrtägige Workshops an. Sie bringen so jährlich über 3000 Besucher und Alphornbegeisterte nach Habkern. Davon haben auch die Hotels und Restaurants etwas. Damit jedoch nicht genug: Das seit vergangenem Jahr jährlich stattfindende Alphorntreffen lockt an einem Wochenende über hundert Alphornbläser und gegen 2000 Besucher nach Interlaken. Wohltuende Klänge also auch für den Tourismus.

Text: Stefan Näf
Bilder: Max Hugelshofer
Video: Stefan Näf


Erschienen im Juli 2016