Milchmanufaktur Einsiedeln
Die Erlebniskäserei mit erstklassigen Produkten aus Bergmilch – gegründet von über 60 Bauernfamilien aus der Region
Die Erlebniskäserei mit erstklassigen Produkten aus Bergmilch – gegründet von über 60 Bauernfamilien aus der Region
«Amazing», «so authentic» und «very tasty» finden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Führung durch die Milchmanufaktur Einsiedeln das, was sie zu sehen und zu degustieren bekommen. Sie sind Teil einer amerikanischen Reisegruppe auf Europatour, interessiert an Essen und Genüssen, aber auch an der handwerklichen Herstellung von Lebensmitteln. Die Frauen und Männer sehen durch die Glasscheiben der modernen Schaukäserei, wie Bergmozzarella geformt und abgepackt wird, während sich im grossen Chessi bereits der Käsebruch für den Rahmkäse dreht, der als nächstes produziert wird. Zuvor haben sie schon einen ihnen völlig fremden Molke-Drink probiert, sowie diverse Joghurt- und Käsesorten degustiert. Als Höhepunkt dürfen sie dann in einem kleinen Chessi ihre eigenen Mutschli produzieren. Tourguide Tracy, die ganz in der Nähe wohnt, ursprünglich aber aus Australien stammt, erklärt dabei, wie Käse entsteht, welche kulturelle Bedeutung er in der Schweiz hat und warum Silomilch nichts in einem Hartkäse verloren hat.
Auch wenn die Milchmanufaktur inzwischen sogar bis nach Übersee ausstrahlt, gegründet wurde sie in erster Linie mit Blick auf die lokalen Bäuerinnen und Bauern. Diese litten unter dem immer tieferen Milchpreis, den die Industrie zahlte, und suchten nach neuen Lösungen. Da kam der junge Agronomiestudent René Schönbächler gerade recht. Er – selbst Bauernsohn aus Einsiedeln – zeigte in seiner Abschlussarbeit auf, mit welchen Mitteln mehr Wertschöpfung in der Region behalten werden könnte: mit einer Käserei, die hochwertige Spezialitäten herstellt und dank Erlebnissen und Gastronomieangebot selbst zum Treffpunkt wird. Viele belächelten den Enthusiasmus des Studenten und hielten seine Ideen für unrealistisch. Andere hingegen sahen darin ihre Chance und unterstützten ihn. Etwa Bauer Markus Kälin, der kurz darauf sogar extra seinen Stall umbaute, um silofreie Milch produzieren und an die neu gegründete Käserei liefern zu können. Heute feiert die Milchmanufaktur ihr zehnjähriges Bestehen, beschäftigt rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und kann ihren Milchlieferanten aus der Region Einsiedeln faire Preise bezahlen. Und ihr Geschäftsführer heisst René Schönbächler. «Es ist ein Privileg, miterleben zu können, wie aus einer scheinbar utopischen Idee Wirklichkeit wird», sagt er. Der Weg war allerdings nicht immer einfach. Nach der teils chaotischen «Start-Up-Phase» kam die Corona-Pandemie, dicht gefolgt von der Energiekrise. «Wir haben viele Höhen und Tiefen erlebt», verrät René. Doch seit gut zwei Jahren hat sich alles beruhigt, die Geschäfte laufen sehr gut.
Jury-Mitglied Gabriela Manser
Nicht ganz unschuldig am Erfolg sind kleine, weisse Kugeln. «Wir experimentierten am Anfang viel mit neuen Produkten und durften damit auch bei den Grossverteilern vorsprechen», so René. «Und irgendwann standen wir vor der Frage, ob wir dort im Regal mit einem von dutzenden anderen Bergkäsen vertreten sein wollen – oder ob wir neue Wege versuchen und den allerersten Bergmozzarella in der Region Zürich anbieten.» Die Flexibilität hat sich ausbezahlt.
Nebst Mozzarella und Bergkäse produzieren Käsermeister Dominik Schmidt und sein Team inzwischen auch diverse Mutschli, Fonduemischungen und Raclettekäse – viele davon preisgekrönt. Kaufen kann man diese Spezialitäten auch gleich vor Ort. Nebst vielen anderen Produkten ähnlich aufgestellter Betriebe aus näheren und weiteren Umgebung. Eine Möglichkeit, von der die amerikanischen Besucher reichlich Gebrauch machen. Aber erst, nachdem sie im Restaurant der Milchmanufaktur ein Fondue genossen haben. Wie es war? «Delicious» natürlich.