QUADRIN

Quadrin ist rätoromanisch und bedeutet «kleiner, einfacher Würfel». Für die Uffer AG jedoch bedeutet Quadrin weit mehr. Das modulare Bausystem erlaubt dem Holzbauunternehmen, flexibel auf Kundenbedürfnisse zu reagieren und dem langen Bergwinter zu trotzen.

In einer Region, deren Baugewerbe durch lange kalte Winter und den saisonalen Tourismus geprägt ist, hat sich das Holzbauunternehmen Uffer AG über 120 Jahre hinweg behauptet und ist zu einem der wichtigsten Ganzjahresarbeitgeber in Mittelbünden geworden. Im Industriegebäude mit der auffälligen Holzbalkenfassade am Dorfrand von Savognin führt Enrico Uffer den Betrieb heute in vierter Generation. Infolge der Zweitwohnungsinitiative und des schwächelnden Tourismus waren neue Ideen gefragt. Das einst konventionelle Holzbauunternehmen entwickelte ein kompaktes Wohnmodul, das während der Wintermonate in der Werkstatt soweit gefertigt wird, dass es am Einsatzort innert Stunden montiert ist. Somit können die Wintermonate und die kurze Bausaison optimal genutzt werden. «Die Kundenbedürfnisse haben sich im Lauf der Zeit verändert», erklärt er. «Die Nachfrage nach kompakten, energieeffizienten Bauten zur temporären Nutzung ist gestiegen.» Das Wohnmodul, das ursprünglich als Athletenunterkunft für die Olympiade konzipiert war, erhielt den Namen «QUADRIN Mono» und erlangte im Jahr 2013 die Serienreife. Die Idee wurde weiterentwickelt und die Produktelinie um «QUADRIN modul» für mehrgeschossige Bauten und «QUADRIN event» für temporäre Raumhüllen erweitert.

Das Projekt in Kürze

  • Nominiert 2018
  • Holzbauunternehmen, modulares Bausystem
  • 80 Vollzeitangestellte, 10 Teilzeitangestellte
  • Savognin/GR

Die gesamte Produktion findet in den zwei Hallen der Uffer AG statt. Das Büro, in dem die Quadrins konstruiert werden, ist lediglich durch eine Glasscheibe von der Produktionshalle getrennt. Dort steht die 54-Meter lange Produktionsstrasse mit einer vollautomatischen CNC-Maschine, mithilfe derer die einzelnen Elemente zugeschnitten und gefräst werden. Ehe sie die Produktionshallen in Savognin verlassen, werden die Elemente in der Montagehalle mit elektrischen und sanitären Anschlüssen versehen und in Container verladen. Sobald die Bausaison beginnt, werden die fertigen Elemente in die ganze Schweiz transportiert und auf der Baustelle innert Tagen zusammengesteckt und verschraubt. «Das Modulsystem erlaubt uns, die rund 80 Mitarbeitenden das ganze Jahr hindurch zu beschäftigen», hebt Andrea Uffer, Mitinhaberin und Geschäftsführerin hervor. Davon profitiert nicht nur die Uffer AG selbst, sondern auch Subunternehmer wie Sanitäre oder Elektriker, die ihre Arbeit an den Modulen ebenfalls direkt in den Produktionshallen vornehmen können.

Energieeffizienz wird nicht nur verkauft

Der Betrieb hat eine ausgezeichnete Energiebilanz. Die eigene Schnitzelheizung verwertet die Holzabfälle aus der Schreinerei. Die Fotovoltaikanlage auf dem Gebäudedach produziert mehr Strom, als für den gesamten Betrieb notwendig ist, und speist den Überschuss direkt ins Stromnetz ein. Energieunabhängigkeit ist auch in der Produkteentwicklung ein zentrales Thema. Schon im Herbst soll ein erster Prototyp eines Quadrins entstehen, das komplett losgelöst vom Strom- und Leitungsnetz funktionieren soll.

Text: Sarah Eicher
Bilder: Max Hugelshofer
Video: Daniel Farrèr

Erschienen im Juli 2018

  • «QUADRIN ist ein Hightech-Produkt, das den Zeitgeist trifft. Es lässt sich temporär nutzen und erfüllt dennoch alle Qualitätsansprüche eines permanenten Baus, es ist energieeffizient, basiert auf einheimischem Material und bietet einen hohen Wohnkomfort».

    Jury-Mitglied Hans Rudolf Heinimann