Die Muotathaler Schreinerei von Rickenbach ist vor zwanzig Jahren in die Produktion erneuerbarer Energie eingestiegen.

von Rickenbach Energy

Seit über zwanzig Jahren unterwegs Richtung Energiestrategie 2050

Bei der Verarbeitung von Massivholz entsteht jede Menge Abfall – Abfall von bester Qualität und hohem Energiewert. Paul von Rickenbach hat dies erkannt und 1994 als einer der Ersten der Region ein Fernwärmenetz aufgebaut.

Das Projekt in Kürze

  • Nominiert 2020
  • Schreinerei mit Fernwärmenetz und Blockheizkraftwerk
  • 33 Mitarbeitende, davon zwei Lehrlinge (26 Vollzeitstellen)
  • Muotathal/SZ

Jede Menge Überzeugungskraft musste Paul vom Rickenbach einsetzen, um die Gemeinde Muotathal für seine Idee zu gewinnen, das geplante Quartier unterhalb seiner Schreinerei zukünftig mit Wärme aus seiner Holzheizung zu versorgen. Zu einer Zeit, als die günstige Ölheizung der Standard war, keine leichte Aufgabe. Doch das Auftragsvolumen der Schreinerei wuchs und damit auch die Menge an Restholz und Sägespänen, die bald schon wöchentlich und gegen Gebühr entsorgt werden musste. «Es konnte doch nicht sein, dass wir hochwertiges Holz entsorgten und rundherum Öl verheizt wurde». Paul von Rickenbachs Überzeugung erwies sich als ansteckend und die Gemeinde beschloss eine Anschlusspflicht für die geplanten Gebäude. Dies war der Startschuss für die Investition in ein Heizsystem der Zukunft. Über die Jahre hinweg konnte das Netz stetig erweitert und neue Häuserzeilen angeschlossen werden. Heute versorgt das Holzverarbeitungsunternehmen 283 Wohneinheiten sowie 25 Gewerbebetriebe in Muotathal mit Heizwärme und Warmwasser. Im Bereich der nachhaltigen Energiegewinnung spielen Holzheizungen inzwischen eine wichtige Rolle. «Würden die bei uns angeschlossenen Gebäude stattdessen mit Ölheizungen versorgt, hätte dies einen CO2-Ausstoss von rund 1200 Tonnen jährlich zu Folge. Wir hingegen sind quasi CO2-neutral», sagt Thomas von Rickenbach, der die Geschäftsführung des Familienbetriebs 2015 von seinem Vater übernommen hat. «Die entstehenden Rauchgase filtern wir per Elektrofilter, die übriggebliebene Asche wird fachgerecht entsorgt. Damit hat unsere Anlage eine ausgezeichnete Ökobilanz».

Mehr Planungssicherheit dank dem Blockheizkraftwerk

Die jüngste Erweiterung des Energiebereichs bestand in der Anschaffung eines Blockheizkraftwerks, das mittels Holzvergasung Strom produziert. Die beim Verglühen von Holzpellets entstehenden Gase betreiben einen Verbrennungsmotor, der Strom und thermische Energie generiert. Der Strom wird in das örtliche Netz eingespeist und deckt den Bedarf von etwa 400 Haushalten. Die Abwärme als Nebenprodukt reicht aus, um im Hochsommer das Fernwärmenetz zu betreiben. «Solange in den Häusern nicht geheizt wird, lohnt es sich kaum, die grossen Heizkessel einzufeuern», sagt Thomas von Rickenbach. Zudem haben wir dank dem Blockheizkraftwerk zusätzliche Kapazität und eine noch höhere Versorgungssicherheit». Um die Zukunft des Unternehmens zu sichern, setzt von Rickenbach aber auch auf die Diversifizierung und Digitalisierung seiner Schreinerei. Der topmoderne CNC-Maschinenpark erlaubt die serienmässige Produktion komplexer Teile vom Messergriff bis zum Musikinstrument. «Wir versuchen, unsere Produktepalette ständig zu erweitern und unsere 33 Mitarbeitenden zu spezialisieren. Die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine wird uns immer stärker beschäftigen».

Text: Sarah Eicher
Bilder: Max Hugelshofer
Video: Daniel Farrèr

Erschienen im Oktober 2020

  • «Global denken, lokal handeln. Holzpellets erzeugen Wärme und gleichzeitig Strom, die ins firmeneigene Fernwärmenetz und das Stromnetz eingespeist werden. Damit lassen sich lokale Stoff- und Energiekreisläufe schliessen und die CO2-Bilanz verbessern.»

    Jury-Mitglied Hans Rudolf Heinimann

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